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Schöner gruseln. Die Rolle der Tür im Horrorfilm

Türen sind – laut einer Definition auf Wikipedia – bewegliche Bauelemente zum Verschließen einer Öffnung im Raum. Sie geben uns Sicherheit und die Kontrolle darüber, wen wir in einen Raum einlassen möchten und wen nicht. Damit schenken sie uns Privatsphäre, die wir aber auch schnell und komfortabel verändern oder verlassen können. Trotz ihres großen Nutzens werden Türen im Alltag häufig als selbstverständlich wahrgenommen. Mit diesem Verständnis und den genannten Türenfunktionen spielen Filmschaffende gerne. Ganz besonders intensiv wird das Türenmotiv in Horrorfilmen umgesetzt. Kaum ein anderes Raumelement erweckt so viel Schauer und Schrecken.

Erfahren Sie im Folgenden mehr über die zentrale Rolle von Türen in Horrorfilmen, wenn Sie sich trauen…

Türen öffnen sich nicht von allein… oder etwa doch?

Der Gruselfaktor Nummer Eins: Sich selbst öffnende und schließende Türen. Schon in dem frühen Horrorfilm über den Vampir Nosferatu von 1921 setze der Regisseur F.W. Murnau diesen Filmtrick als Schockmoment ein. Auf die Spitze getrieben wurde das Türenmotiv dann 2007 mit der Horrorfilmreihe „Paranormal Activity“. In diesen Filmen wird mit unseren primitivsten Ängsten gespielt: Die Schutzlosigkeit der Menschen, während sie schlafen.

Wegen beängstigender Geräusche in der Nacht stellt ein Paar eine Kamera in ihrem Schlafzimmer auf. Die Kamera ist auf das Bett und die Tür daneben gerichtet. Längere Zeit geschieht nichts. Doch als sich plötzlich, wie von Geisterhand die Tür bewegt oder mit gewaltiger Kraft zuknallt, ist der Gänsehautfaktor groß. Nicht nur das Paar sitzt daraufhin senkrecht im Bett, auch für das Publikum ist das ein heftiger Schocker.

Sich selbst bewegende Türen sind gruselig, da in die Privatsphäre eingegriffen wird und eine Bedrohung in den eigenen vier Wände umherschleicht. Das wohl Schlimmste daran: der Eindringling ist nicht sichtbar und die Protagonisten sind ihm hilflos ausgeliefert.

Tür auf für den Horror

Ein ebenso beliebtes Motiv ist die bedrohliche Stimmung, die von einer offenen Tür ausgeht. So finden Horrorfiguren gerne ihren Zutritt in ein vermeintlich schützendes Haus aufgrund der menschlichen Unachtsamkeit: Eine nicht verriegelte Tür.

In der Romanverfilmung von Stephen King „Das Spiel“ lässt der böse Ehemann Gerald die Tür des Sommerhauses fahrlässig offenstehen. Zu allem Übel stirbt er an einem Herzinfarkt, während er sich über seine Frau Jessie beugt. Sie kann jedoch weder ihm noch sich selbst helfen, denn sie wurde von ihrem Mann ans Bett gebunden.

So wird ihr die offenstehende Tür zum Verhängnis. Denn für alles und jeden ist es ein Leichtes, sich Zutritt in ihr Haus zu verschaffen. Die Funktion einer schützenden Tür ist deshalb hinfällig.

Zuerst dringt ein hungriger Hund in das Haus ein, der Gerald zu seiner Leibspeise macht. Jessie ist dem hilflos ausgeliefert. Und dann kommt auch noch eine verstörende Gestalt zur Tür herein. Ein Wesen halb Mensch, halb Monster. Durch die Dehydrierung und fehlende Nahrung ist Jessie nicht mehr bei Sinnen: Halluziniert sie oder ist der Mann tatsächlich real, der wie selbstverständlich im Haus ein und aus geht? Kennt Sie ihn vielleicht sogar?

Die Antworten erfährt Jessie und auch das Publikum erst, als sie es schafft zu entkommen und die Tür ihres Hauses hinter sich zu schließen. Auch in diesem Bild verbirgt sich eine starke Symbolik – Ein leidvolles Kapitel ihres Lebens wird geschlossen.

Wahnsinn und Wirklichkeit leben Tür an Tür

Stöße, Schläge, Schreie – „Hier ist Jacky!“

Die Badezimmertürszene aus Stanley Kubricks Psychohorrorthriller „Shining“ ist absoluter Kult.

Jack Torrance wohnt mit seiner Familie in einem abgeschiedenen und mysteriösen Hotel mit lauter geschlossenen Türen. Alles scheint gut zu sein, bis den Schriftsteller Jack der Wahn befällt und er daraufhin seine Frau Wendy und seinen Sohn Danny mit einer Axt töten will.

Auf der Flucht vor ihrem psychotischen Ehemann schließen sich Mutter und Kind in ihr Badezimmer ein. Nur die Tür schützt sie noch vor dem verrückt gewordenen Jack. Die Hoffnung stirbt, als er anfängt die weiße Holztür in symmetrischer Kassettenoptik mit der Axt niederzuschmettern.

Denn in diesem Moment ist die Tür ein Symbol für die letzte, aber zerbrechliche Barriere zwischen Jacks Wahnsinn und der Wirklichkeit. Mit jedem Schlag zertrümmert er zunehmend seine Wahrnehmung für die Realität.

Kein anderer Horrorfilm setzt die Tür als Symbol so facettenreich und zentral ein wie dieser. Jacks Sohn durchlebt mehrere übersinnliche Erfahrungen, indem er Türen anfasst oder diese überschreitet. Andere Türen verbergen Vorahnungen oder auch vergangene Erlebnisse. Stanley Kubrick setzt die Türensymbolik so subtil und dennoch eindrucksvoll ein, dass selbst das Publikum irgendwann nicht mehr weiß, was Realität oder Wahnsinn ist.

Geschlossen oder offen: Auf Leben und Tod

Was hat den größeren Gruselfaktor, eine geschlossene oder eine offene Tür?

In vielen Horrorfilmen werden Personen gefangen genommen und erleben dort Höllenqualen. Eines der bekanntesten Beispiele spielt sich in einem Badezimmer ab: Der erste Teil der Saw-Reihe. Die Gefahr lauert hier im wahrsten Sinne des Wortes im Inneren des Raumes, denn der psychopathische Entführer von zwei Männern tarnt sich als erschossenes Selbstmordopfer inmitten des Badezimmers. Wie in einem perfiden Spiel beobachtet der Psychopath so, wie die wahren Opfer versuchen zu fliehen. Der einzige Ausweg: Eine mechanische Schiebetür. Doch kein gewaltsamer Akt der Verzweiflung hilft ihnen dabei, die Tür zu öffnen. Ganz eindeutig steht die Tür in diesem Horrorszenario für ein totbringendes Hindernis, hinter der das Leben und die Freiheit wartet. Deshalb erfolgt auch ein Moment der Erleichterung, als die Schiebetür endlich von Polizistenhand geöffnet wird. Doch das Betreten des Raumes, bedeutet wohl für jeden das eigene Leben hinter sich zu lassen. Denn Achtung Spoiler: Weder die Geiseln noch der Polizist überleben das Spiel auf Leben und Tod.

Horrorfilm 3

Türen für das echte Leben

Natürlich ist es sehr eindrucksvoll, wie eine simple Tür Schauer und Schrecken in Horrorfilmen erwecken kann. In der Wirklichkeit tun sie das nur äußerst selten. Facettenreiche Wirkungen erzielen Türen aber dennoch. Jedes Design, jede Farbe oder Oberfläche verändern die Atmosphäre im Raum.
Wie möchten Sie Ihre Tür in Szene setzen? Inspirationen und Ideen finden Sie hier.

Sie wollen weiter hinter die Filmkulissen der Türen blicken? Schauen Sie mal hier. 

Weiterführende Links:

https://www.spiegel.de/fotostrecke/shining-die-dreharbeiten-zu-stanley-kubricks-horrorfilm-fotostrecke-126643.html

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